In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts explodierte auch in Lütgendortmund die Einwohnerzahl im Zuge der Industrialisierung. Zugleich wuchs der Bedarf an medizinischer Betreuung. Im Jahr 1884 nahm Dr. Brinkmann als erster Mediziner seine Arbeit in Lütgendortmund auf. Wenige Jahre später reiften Pläne für den Bau eines Krankenhauses.
Die Ausgangsbedingungen zu dieser Zeit waren schwierig: Epidemien wie Cholera, Massenerkrankungen an Tuberkulose und Diphtherie sowie unzureichende hygienische Verhältnisse forderten Opfer. Mit der Industrialisierung nahm die Zahl von Arbeitsunfällen und berufsbedingten Erkrankungen zu. Zugleich fehlt es vielfach an Finanzmitteln und einer nötigen Infrastruktur für die medizinische Betreuung.
Um nur in Ansätzen eine medizinische Grundversorgung vornehmen zu können, war Dr. Brinkmann auf Spenden von Persönlichkeiten aus Industrie und Gesellschaft und angewiesen. Was heute modern „Sponsoring“ genannt wird, war auch die Grundlage für die Erbauung des Evangelischen Krankenhauses Lütgendortmund. Der „Verein zur Anstellung und Unterhaltung von Diakonissen und zur Erbauung eines evangelischen Krankenhauses in Lütgendortmund“, wurde 1893 gegründet. Er verfolgte das Ziel, Geld für den Krankenhausbau zu besorgen, ohne die Kirchengemeinde finanziell zu belasten. Bereits wenige Monate nach Gründung des Vereins nahm eine Gemeindeschwester aus dem Diakonissenhaus Witten die unbezahlte Arbeit auf. Dank der Tätigkeit des Vereins waren nach wenigen Jahren 30.000 Mark gesammelt, die man für den Grundstückskauf sowie für den Baubeginn eines „bescheidenen, den Verhältnissen entsprechenden Krankenhauses“ veranschlagt hatte. Als das 30-Betten-Krankenhaus im Dezember 1898 feierlich seiner Bestimmung übergeben wurde, zeigten sich die Gemeindemitglieder wie auch der ehrenamtlich tätige erste Leiter des Hauses, Pastor Weskott, von der praktischen und freundlichen Ausstattung ungemein angetan. Um die dauerhafte Unterhaltung des Krankenhauses sicherzustellen, sollte es in die Hände der Gemeinde übergehen. Aufgrund eines langwierigen politischen Prozesses geschah dies jedoch erst zum Jahresbeginn 1900.
In den folgenden Jahrzehnten erfuhr das Krankenhaus zahlreiche bauliche Veränderungen und Erweiterungen. Kriege und Epidemien sowie das Bevölkerungswachstum erhöhten den medizinischen Bedarf. Parallel dazu entwickelte sich die technische Ausstattung. Als Ende der 50er Jahre die Folgen des Weltkrieges überwunden waren, konnten durch den Bau eines Schwesternwohnheims und später einer Bäderabteilung neue Angebote für Patienten und Beschäftigte geschaffen werden. Zu Beginn der 60er Jahre machten sich Bergschäden an dem Gebäude bemerkbar. Mitte der 60er Jahre fand man in der Volksgartenstraße ein geeignetes Grundstück für einen Neubau an anderer Stelle. Der Konjunktureinbruch 1966 ließ die entsprechenden Pläne erst einmal scheitern. Es vergingen nochmals einige Jahre bis zur Baufreigabe für den Neubau, die Zentralwäscherei und die Heizungsanlage im Jahr 1972. 1973 erfolgte die Grundsteinlegung. 1977, 18 Jahre nach dem ersten Beschluss für einen Krankenhausneubau, konnte endlich die Einweihung erfolgen.
Mit der zunehmend schwierigeren Lage im Gesundheitswesen suchte das evangelische Krankenhaus Lütgendortmund Partnerschaften zur Bewältigung der neuen Herausforderungen zunächst in der Evangelischen Stiftung Volmarstein. Zum 1. Januar 2015 wurde das Haus dann Teil des Klinikums Westfalen und umbenannt in die Knappschaft Kliniken Lütgendortmund.