Proteine – der Schlüssel zum Überleben bei einer Sepsis?
Studie der Knappschaft Kliniken Universitätsklinikum Bochum in renommiertem Fachjournal veröffentlicht
Eine Sepsis, früher umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt, ist eine lebensbedrohliche Reaktion des Körpers auf eine Infektion und eine der häufigsten Todesursachen auf Intensivstationen. Wie die zeitliche Veränderung von Proteinen bei einer Sepsis Hinweise auf das Überleben der Patient*innen geben kann, hat eine Studie der Knappschaft Kliniken Universitätsklinikum Bochum gezeigt. Diese wurde vor Kurzem in dem renommierten Fachjournal eBioMedicine veröffentlicht.
In der Studie „Mit der Sterblichkeit verbundene Dynamik des Plasma-Proteoms in einer prospektiven multizentrischen Sepsiskohorte“ wurden Schlüsselfaktoren wie Blutgerinnung, angeborene Immunantwort und Aktivierung des Komplementsystems, eines Teils des Immunsystems, als wichtig für den Verlauf einer Sepsis identifiziert. „Das Komplementsystem und die Immunantwort spielen eine größere Rolle bei Sepsis als bisher klinisch anerkannt, und sollten in der Diagnostik stärker berücksichtigt werden“, erklärt Dr. Thilo Bracht, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsbereich „Clinical Proteomics“ der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie an den Knappschaft Kliniken Universitätsklinikum Bochum.
Im Rahmen der Studie wurde anhand von zwei Blutproben während der Sepsis untersucht, wie sich das Plasma-Proteom bei den Patient*innen im Verlauf der Krankheit verändert und welche Proteine mit dem Überleben nach einem Zeitraum von 30 Tagen in Verbindung stehen. Das Plasma-Proteom steht dabei für die Gesamtheit der Proteine im Blut. Für die Studie wurden 363 Patient*innen in fünf Universitätskliniken in Deutschland untersucht, darunter in den Knappschaft Kliniken Universitätsklinikum Bochum. Diese wurden im Rahmen der Projekte SepsisDataNet.NRW und CovidDataNet.NRW rekrutiert, die von der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie koordiniert werden.
Die Erkenntnisse dieser Studie eröffnen neue Ansätze für gezielte Therapien, die nicht nur auf die Symptome, sondern auch auf die zugrunde liegenden molekularen Prozesse wie die angeborenen Immunreaktionen und Blutgerinnung abzielen. Die Studie zeigt, dass mehr Forschung in diesen Bereichen nötig ist, um Sepsis-Patienten besser helfen zu können. Die Kombination von klinischer Forschung mit moderner Protein-Analytik und Machine Learning habe allerdings das Potential, entscheidende Erkenntnisse zur Verbesserung der Behandlung zu liefern, so Dr. Bracht. „Daher freuen wir uns besonders, dass wir unsere Ergebnisse in einem so bekannten Journal wie eBioMedicine veröffentlichen konnten.“ eBioMedicine ist eine Open-Access-Zeitschrift, die sich unter anderem mit Grundlagenforschung und klinischer Forschung befasst. Sie veröffentlicht wichtige frühzeitige Erkenntnisse und stellt sie Forschern zur Verfügung.
„Diese Studie ist ein tolles Beispiel für die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Forschung. Es waren Ärzt*innen und Wissenschaftler*innen aus allen Forschungsbereichen der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie sowie eine Bioinformatikerin und eine Biostatistikerin von der Core Unit Bioinformatics der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum beteiligt“, resümiert Dr. Bracht.
Für Interessierte: Die ganze Studie kann HIER nachgelesen werden.